Geschichte FSG

600 Jahre Königl. Priv. Feuerschützengesellschaft Aichach

Die Aichacher Bürger mussten sich recht früh für neue Waffen interessiert haben, denn schon 1414, so berichtet es die Überlieferung, haben sie sich zu einer Pixengesellschaft zusammengeschlossen. Es war gerade Herzog Ludwig VII. im Barte (1413-1443), dessen Epitaph sich an der Spitalkirche findet, in Ingolstadt an die Regierung gekommen.

Als die Stadt 1634 durch die schwedischen Truppen eingenommen und niedergebrannt wurde, sind leider viele entsprechende Dokumente im Dreißigjährigen Krieg untergegangen. So bleibt uns heute nichts anderes übrig, als der Überlieferung zu vertrauen. Der wohl älteste schriftliche Beleg für das Vorhandensein der Aichacher Schützen, findet sich im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München, dort sind die Akten des Oberdonaukreises, zu dem Aichach früher gehört hat, verwahrt.

Am 10. Juni 1717 erkundet sich Kurfürst Max II. Emanuel mit einem Schreiben an die Schützen-Compagnie der Stadt Aichach: „ Ob derzeit das gewöhnliche Scheibenschießen auch continuieret werde?“

Im Jahre 1738 gewährte Kurfürst Karl Albrecht den Aichacher Schützen mit einem Handschreiben aus „20 Gulden zur Wieder Erhebung ihrer Schießstatt“.

In einem Schreiben von 1794 der Schützen-Companie der kurfürstlichen Stadt Aichach an die Hofkanzlei des Kurfürsten Carl Theodor, drehte sich schon damals alles ums Geld. Obwohl dieses Gesuch abschlägig verabschiedet wurde, ließ es sich die Schützengesellschaft nicht nehmen, trotzdem zur Erweiterung und Verschönerung der Sebastianskapelle beizutragen, wie der damalige Stadtpfarrer Lilgenau berichtet. Denn die Aichacher Schützen hatten Stadtheiligen Sebastian auch zu ihrem Patron erkoren.

Im Jahr 1719 erhielten die Aichacher Schützen dann ihre neue Ordnung, dieses Original vom Kurfürst Max Emanuel ist erfreulicherweise in unserem Besitz.

Im Jahre 1806 wurde durch den letzten bayerischen Kurfürsten Max IV. Joseph, das bisherige „Kurfürstliche Privileg“ in ein „Königliches Privileg“ umgewandelt. Auch die Stadt Aichach hatte nunmehr eine„Königlich privilegierte Schützengesellschaft“.

Im Jahre 1882 errichtete die Kgl. priv. FSG in Befolgung von § 53 der Allgemeinen Schützenordnung, auf ihrem jenseits der Sebastianskapelle vor den Toren der Stadt liegenden Schießstättengelände einen neuen, 300 m langen Schießstand. Dadurch hatte sich aber die finanzielle Lage dann so sehr verschlechtert, dass die Schießstätte an die Stadt verkauft werden musste. Der Verkaufspreis lag bei 1.975 Mark und 5 Pfennige. Noch am gleichen Tage vermietete die Stadt das gesamte Anwesen, zu einem jährlichen Mietzins von 80 Mark wieder an die Schützen zurück.

Wenige Wochen vor dem Ausbruch des 1. Weltkrieges hatten die Kgl. priv. noch einmal Grund zum Feiern. Im Amtsblatt für das Kgl. Bezirksamt und das Kgl. Amtsgericht Aichach findet sich folgender Hinweis:

„Die Kgl. priv. Feuerschützengesellschaft Aichach begeht in den Tagen vom 27. Mai bis 1. Juni ihr 500-jähriges Jubiläumsschießen. Einen besonderen Glanz erhält das Jubiläumsschießen durch die Anwesenheit Sr. Majestät des Königs in Aichach, anlässlich der 800-Jahrfeier der Burg Wittelsbach und durch Allerhöchstdessen Besuch im Schützenheime.

Prinzregent Ludwig, der älteste Sohn des Prinzregenten Luitpold, war am 5. November 1913 zum König ausgerufen worden. Der „Millibauer“, wie der letzte bayerische König Ludwig II. im Volksmund genannte wurde, nutzte die Gelegenheit, zusammen mit seiner Gemahlin, Königin Maria Theresia und vier seiner Töchter, die Stadt Aichach und die Bevölkerung seiner Wittelsbachischen Stammlande kennen zu lernen.

Nach dem Frühstück fuhren Se. Majestät zur Turnhalle, wo auf dem Turnplatz der Turnverein Aufstellung genommen hatte. Anschließend hieran besuchte Allerhöchstderselbe die Kgl. Feuerschützengesellschaft. Seine Majestät gaben sodann in der Schießstätte mit dem eigens mitgebrachten Feuerstutzen mehrere Schüsse ab. Der König hatte sich beim Verlassen der Turnhalle dahin geäußert, dass alles in Aichach schön gewesen sei, nur das Wetter nicht.

Die Scheibe auf die der König geschossen hat, ist noch erhalten. Leider ist sie nicht in unserem Besitze.

Kurze Zeit danach begann der 1. Weltkrieg, in dem auch die Aichacher Schützen ihren Blutzoll zu erbringen hatten.

Nach dem 1. Weltkrieg belebte sich das Vereinsleben rasch wieder. Schon mit Schreiben vom        1. April 1919 bemühte sich die Kgl. priv. Feuerschützengesellschaft um eine Verbesserung ihrer bisherigen Pachtbedingungen für die Schießstätte, was auch gelang. Als Pacht waren nunmehr jährlich 98,54 Mark zu entrichten. Als die Schützen jedoch 1922 die zum Gelände gehörende Wiese für 500 Mark jährlich an einen Ökonom weiterverpachteten, nahm der Stadtmagistrat dies zum Anlass, den Pachtpreis auf 1000 Mark jährlich heraufzusetzen. Im September diesen Jahres veranstalteten die Kgl. priv. Feuerschützen wieder ein Festschießen.

Als am 24. Juni 1923 in Aichach das 50-jährige Stiftungsfest des Veteranen- und Kriegervereins festlich begangen wurde, nahmen auch die Feuerschützen mit der alten Fahne des Aichacher Landwehrbataillons teil. 

Im Jahre 1927 legten sich die Kgl. priv. Schützen dann auch eine Fahne zu und diese wurde dann im selben Jahr am 28. Mai feierlich geweiht. Als Patenverein stellte sich die Kgl. priv. Feuerschützengesellschaft Schrobenhausen zur Verfügung.

Vom 22. – 30. Juni 1929 erlebten die Kgl. priv. Feuerschützengesellschaft wieder einmal große Tage, als sie das Bundesschießen des Oberbayerischen Feuerschützenbundes ausrichteten durften. Es waren lukrative Preise ausgesetzt, deren Wert aber durch die Einlagegelder nicht mehr hereinkamen. Nach dem Abschluss der Veranstaltung waren sie in einer ziemlich prekären Lage. Aber es kam noch schlimmer. Schon kurze Zeit nach der Machtübernahme erfolgte neben der politischen Gleichschaltung auch die Gleichschaltung der Vereine und Verbände. Wer keine nationalsozialistische Führung haben wollte, wurde aufgelöst. Dies traf in Aichach neben den Naturfreunden, dem Ballspielclub und dem Radfahrverein „Solidarität auch die Kgl. priv. Feuerschützengesellschaft Aichach. Damit schien nach mehr als 500 Jahren das Ende einer der ältesten städtischen Institutionen gekommen.

Neben der FSG Aichach gab es im vorigen Jahrhundert noch weitere Schützenvereine:

  • die 1903 gegründeten Edelweiß-Schützen
  • die im Jahre 1908 aus der Taufe gehobenen Tell-Schützen
  • und die am 24. November 1928 gegründeten G`mütlichen Schützen
  • die Grubetschützen hatten sich im Vorort Algertshausen zusammengefunden.

Am 16. Oktober 1954 entstand aus den Gesellschaften Edelweiß und Tell die Vereinigte Schützengesellschaft Edelweiß-Tell.

Im Jahre 1972 kam es dann durch den Zusammenschluss mit den G`mütlichen Schützen zu den „Vereinigten Schützengesellschaften Edelweis-Tell-G`mütliche“. Als dann im Jahre 1976 noch die Grubetschützen hinzukamen, war aus den Vereinigten Schützengesellschaften ein großer Verein geworden.

Durch einen glücklichen Umstand konnte unser verstorbenes Ehrenmitglied Ludwig Hausmann die historische Fahne der Königlich priv. FSG Aichach ausfindig machen und diese wurde dann am 22. Juni 1973 an die Vereinigte Schützengesellschaft zurückgegeben.

Schon seit den 70-er Jahren waren im Verein immer wieder Überlegungen angestellt worden, die seit dem Dritten Reich ruhende Kgl. priv. FSG Aichach wieder zu beleben. Erkundungen ergaben, dass dies unter bestimmten Voraussetzungen möglich war. Die Bestimmungen verlangten, dass noch ein lebendes Mitglied der Schützengesellschaft vorhanden sein muss.

Am 4. Dezember 1982 wurde in einer außerordentlichen Versammlung der Vereinigten Schützengesellschaft Aichach mehrheitlich beschlossen, die Reaktivierung der Kgl. priv. FSG Aichach zu betreiben und den bisherigen Verein aus dem Vereinsregister zu streichen. Das Wichtigste war nun, ein noch lebendes Mitglied der ehemaligen Feuerschützengesellschaft ausfindig zu machen. Man stieß dann auf den 1889 geborenen, schon bald 94 Jahre alten Max Schwarz, der bereit war, am 19. Januar 1983 vor dem Notar die erforderliche Erklärung abzugeben.

Am 28. Dezember 1984 wurde in einer außerordentlichen Generalversammlung beschlossen, den Vereinsnamen und die Satzung der „Königlich priv. Feuerschützengesellschaft Aichach gegr. 1414 wieder zu übernehmen und gleichzeitig die „Vereinigte Schützengesellschaft“ aufzulösen. Leider waren nicht alle Mitglieder damit einverstanden und es mussten Austritte hingenommen werden.

Am 17 Januar 1988 konnte im Rahmen der Feiern zum 1.700. Todestag des hl. Sebastians die Nachweihe der restaurierten historischen Fahne festlich begannen werden. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die Patenschaft mit der Kgl. priv. FSG Schrobenhausen erneuert.

1989 wurde anlässlich des 575-jährigen Bestehens der Königl. Priv. FSG Aichach ein Gau- und Jubiläumsschießen abgehalten.

Nachdem der Platz im Schützenheim im Keller der Gaststätte Zum Stemmer zu eng wurde, ging man auf die Suche nach einem neuen Domizil

Zu Hilfe kam dann Herr Bürgermeister Klaus Habermann. 1999 kam die Zusage der Stadt Aichach, dass wir die ehemalige Freibank als Schützenheim bekommen. Es wurde dann sofort eine Ausschusssitzung für das „Projekt Schützenheim“ einberufen. Mit viel Eigenleistung aller Mitglieder, konnte man dann schon 2001 die feierliche Einweihungsfeier begehen.

Auch am Abend an der 595. Geburtstagsfeier der Königlich priv. Feuerschützengesellschaft konnte sich wieder jeder davon überzeugen, dass diese Entscheidung richtig war. Wir haben aus der alten, fast historischen Freibank ein schönes schmuckes Schützenheim geschaffen, auf das wir alle und bestimmt auch die Stadt Aichach, stolz sein können.

Ich möchte mich bei Bruno Rehle, Eugen Schwarz (Sohn von Max Schwarz), Martin Schormair und Michael Ruf, die die Reaktivierung der Königlich priv. Feuerschützengesellschaft damals vorangetrieben und auch durchgeführt haben, nochmals recht herzlich bedanken.

Franz Marb

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